Ansicht 9 – 2015 – Der Karl Baron

Wer bin ich?

Liebe Leser,

habt ihr euch schon mal gedacht, wer eigentlich hinter mir, dem legendären Baron Karl steht? Woher  ich bin? Wieso ich so heiße? … und was ich bisher getrieben habe?

Karl Baron mitten in Favoriten

Nikolaus Salzer hat ein bisschen in den Favoritner Archiven gegraben und weiß einiges zu berichten:

„Wie gut, dass man sich dieses längst vergessenen und sehr wenig bekannte Urgestein von Favoriten wieder erinnert.
Um diesen Karl BARON schwirren unzählige Geschichten und Anekdoten. Dieser Karl BARON wurde am 24. Jänner 1882 geboren sein Vater Ferdinand Baron war Ziegelarbeiter am Wienerberg. Dieser Name BARON führte natürlich zu gewissen Missverständnisse. Daher ranken sich um die Person Karl Baron die wildesten Gerüchte. Einmal war er ein versandelter Adeliger ein andermal sei er ein verkorkster Lehrer gewesen. In Wirklichkeit lernte er das Handwerk eines Möbeltischlers, das er aber nur kurzfristig ausübte. Er hatte ein musikalisches Talent. So lernte er schon als Kind Violine und Harmonika spielen. Die Violine war es auch die ihm bis zu seinem Tod begleitete.
Er war kein Bettler im eigensten Sinn die Leute kannten ihn und luden ihn ein. Bei allen den Geschäftsleuten, Wirten und Branntweinstuben war er das Bezirksunikum.
Da er keine Unterkunft hatte schlief er meisten am Wienerberg bei den Ziegeldeichen oder in den Sandkästen die für den Streudienst bereit standen. Wenn es aber im Winter sehr kalt wurde konnte es schon vorkommen, dass er so lange Radau machte, bis er verhaftet wurde und somit eine warme Unterkunft hatte.
Er konnte aber auch grob werden überhaupt zu jenen die ihm belehren oder Abkanzeln wollten. So gibt es eine Anekdote, wo ein Nobler Herr zu ihm sagte: Wie können sie in diesem Schmutz nur leben, Tag aus Tag ein, wie ein Ungeziefer?
„Sichst“ hat der Baron Karl geantwortet: „I Beutel mein Dreck jeden Tag in der Fruah aus. Mei Dreck is nämlich außen. Ober Sie, lieber Herr in ihrer sauberen Wäsch- sie kennan ihren Dreck ned ausbeudeln. Und san sie sich sicher, dass sie ka Ungeziefer san?“
Und dann passierte es, am 13.10. 1948 kam das jähe Ende. Baron Karl wurde in der Favoritenstraße / Ecke Schleiergasse von einem LKW der Besatzungsmächte angefahren und getötet. Angeblich soll Baron Karl oder der Fahrer des Lkws oder beide betrunken gewesen sein. Genaues weiß man nicht. Die Schuldfrage, überhaupt bei Angehörige der Besatzungsmächte, war damals fast unmöglich. Noch dazu wie bei Baron Karl bei dem es sich um einen Unterstandlosen gehandelt hat.
Sein Tod war für die Favoriten-er Bevölkerung ein großer Schock. Man hatte sich an diesen Lebenskünstler so gewöhnt und auf einmal gab es ihn nicht mehr. Man war betroffen.
Die Vereinigung der Musiker und Musikfreunde sammelten spontan für sein Begräbnis und es soll ein Begräbnis gewesen sein, wo gesungen, Gespielt und getanzt wurde. An diesem Begräbnis sollen an die Zehntausend fröhlich trauende Favoriten-er teilgenommen haben.“

Wer weiteres Interesse hat, im Bezirksmuseum Favoriten (Museumsblätter Nr.:12) gibt es eine Pate von Baron Karl. Hr. Walter Sturm ein profunder Kenner des Bezirkes und Mitarbeiter im Museum und kann sicherlich weiterhelfen.

Nikolaus Salzer mitten in Favoriten

Vielen Dank für diese schöne, knackige Autobiographie. Ganz schön spannend, soviel über sich selbst zu lesen ;-)

Bis bald,

Euer Baron Karl

Grab von Baron Karl mitten in Favoriten

2 Gedanken zu „Ansicht 9 – 2015 – Der Karl Baron“

    1. Lieber Toni, über Karl Baron gibt es noch viel zu erzählen und wir werden noch einige Themen aufgreifen. Vielen Dank aber für den Hinweis, denn auch die Lieder müssen künftig irgendwo unterkommen!
      Liebe Grüße, Baron Karl

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